Gebrüder Götz Insolvenz

Am 21.3. eröffnete die Gebrüder Götz GmbH & Co. KG die Insolvenz. Dabei wurde der Weg des ESUG Verfahrens gewählt. Das ESUG Verfahren bedeutet, dass die vorbenannte Firma die Insolvenz in Eigenverwaltung nutzen möchte. Als Sachwalter (ein Posten vergleichbar mit dem des Insolvenzverwalters, jedoch mit deutlich abgeschwächten Kompetenzen) wurde Herr Matthias Reinel der HWR Insolvenzverwaltung bestellt.

Schieflage schon seit 2016

Die Firma Gebrüder Götz befindet sich spätestens seit 2016 im Sinkflug. Bis 2013 wurden jährlich siebenstellige positive Jahresergebnisse erzielt und ab 2014 reduzierte sich der Gewinn auf ca. 250 tsd € pro Jahr. Der weitere Ergebnissrückgang mündete2018 in eine Schieflage. So wurden für 2018 und 2019 mit jeweils ca. 2.6 Millionen Minus tief rote Zahlen geschrieben. Der Umsatz belief sich in den zuvor benannten Jahren immer zwischen 75-80 Millionen€. Die damalige Geschäftsleitung reagierte prompt und erstellte mit der Hilfe der Firma Struktur Management Partner ( SMP ) GmbH aus Köln zwischen Dezember 2018 und Mai 2019 einen Sanierungsplan.

Goodbye stationärer Handel – Hallo pure Online Player

Der Sanierungsplan sieht vor, dass der stationäre Handel aufgegeben wird und die Gebrüder Götz GmbH & Co. KG sich zu einem reinen Online Anbieter entwickelt. Die bisher betriebenen Plattformen und Shops sollen ausgebaut werden. Dazu gehören

www.gebrueder-goetz.de
www.gebrueder-goetz.at
www.markenschuhe.de
www.reduziert-kaufen.de

Die von uns ermittelten monatlichen Besucherzahlen belaufen sich auf  

1. Gebrueder-goetz.de = 308.129
2. Gebrueder-goetz.at = 304
3. Markenschuhe.de = 35.919
4. reduziert-kaufen.de = 2280
5. 346.632 ø zusammen pro Monat.

Immobilie für 15 Mill € verkauft

Als Teil des Sanierungsplans und zu dessen Finanzierung wurde das stationäre Stammhaus (Immobilie) für 15 Millionen € an die Walter Gruppe veräußert. Dabei wurden auch die Betriebs- und Geschäftsausstattung verkauft. Es fand ein sogenannter Betriebsübergang statt. Das heißt, dass ein Teil der bisher beschäftigten Mitarbeiter unter der Übernahme aller Rechte zum neuen Arbeitgeber wechseln und übernommen wurden. Die Walter Gruppe bezeichnet sich als erfolgreichste österreichische Privatfirma.

Geschäftsführung geht

Im Zuge der Sanierung wechselte am 31.3.2021 die vollständige Geschäftsführung der Götz Verwaltung GmbH. Der vorgenannte Rechtskörper, agiert als Geschäftsführer der Gebrüder Götz GmbH Co KG. Die erst am 25.4.2019 bestellten Geschäftsführer Herr Karl Otto Lang sowie Herr Nikolaus Borst, sowie der seit 20.10.2014 agierende Harald Götz verließen die Geschäftsleitung. Das am 31.3.2021 neu engagierte Management besteht aus den Geschäftsführern Oleg Shpigel und Frank Beermann. Wann der im Impressum von der Gebrueder-Goetz.de mit genannte Dr. Gordon Geiser als Geschäftsführer im Handelsregister eingetragen wurde, lässt sich aktuell nicht ermitteln. Dr. Gordon Geiser ist Restructuring Partner der renommierten Anwaltskanzlei GreenbergTraurig und wird dort für seine Expertise in Restrukturierungsprozessen, Insolvenzen und Eigenverwaltungsverfahren ( Insolvenz in Eigenverwaltung = ESUG ) für Firmen benannt. Herr Dr. Gordon Geiser arbeitet auch als Insolvenzverwalter.  

Sanierung ohne materielle Beteiligung der Gläubiger gescheitert

Nach unseren Recherchen wollte Gebrüder Götz GmbH & Co. KG das Unternehmen ohne externe finanzielle Beteiligung der Banken und Lieferanten, sowie aus eigenen Mitteln sanieren. Das scheint erst einmal nicht mehr möglich. Das nun gewählte ESUG Insolvenzverfahren erlaubt es die vorgenannten Gläubiger zu erheblichen materiellen Zugeständnissen zu bewegen. So erwarten wir für die Lieferanten die Fragen nach erheblichen preislichen Zugeständnissen für zu bezahlende Waren.

Wie geht es weiter?

Wir erlauben uns zu unterstellen, dass dies aktuell noch nicht final abzusehen ist. Ohne den Zufluss von erheblichen Geldmitteln zur Sicherung der Liquidität werden sich die Gläubiger eher nicht verständnisvoll und großzügig zeigen. Wer investiert schon gerne Geldmittel in ein Unternehmen, ohne davon überzeugt zu sein, dass dies eine nachhaltige Unterstützung darstellt. Die nun eingereichte Insolvenz liefert die Indikation dafür, dass der bisherige Sanierungsplan nicht die gewünschten Ziele erreichen konnte und die Kaufzurückhaltung durch den Ukrainekrieg nur den Katalysator darstellt, um jetzt den richtigen Schnitt vollziehen zu müssen. Vielleicht war die angestrebte Kostenreduzierung nicht umfangreich genug und die Umsatzziele waren deutlich schwerer als geplant zu erreichen. Es ist davon auszugehen, dass die Liquiditätslage auch schon vor dem Start des durch Putin ausgelösten Kriegs angespannt war.    

Quellen: Bundesanzeiger, North Data, eigene Pressemitteilungen der Götz GmbH & Co. KG, Insolvenzportal